Prädikat „Schwer erziehbar“ für Arbeitgeber
Mit der umfassendsten Arbeitsniederlegung seit 1992 machten 1400 Beschäftigte der städtischen Kindertagestätten in Köln Druck für ihre Forderung. Das sei auch dringend nötig, das Verhalten der Arbeitgeber könnte nur mit „Schwer erziehbar“ bewertet werden, sagte eine der Rednerinnen.
„Wir haben keine Konten in Liechtenstein, darum müssen’s 8 Prozent sein“, die Kolleginnen mit diesem Transparent bekamen den meisten Beifall. Die Stimmung war kämpferisch und selbstbewusst. „Wenn nicht jetzt — wann dann?“ war auf einem anderen Tuch zu lesen. „Die Leute trauen sich wieder sich zu wehren, weil alle die Faxen dicke haben“, meinte eine Erzieherin. Gleichzeitig war die Sorge weit verbreitet, dass es zu einer Verlängerung der Arbeitszeit kommen könnte. Es gab mehrere Schilder mit „38,5 muss bleiben“. Mit radikalen Worten geißelten die RednerInnen von verdi die Gier der Manager. Und sie wiesen darauf hin, dass bei der IKB-Bank mehrere Milliarden von unseren Steuergelder ausgegeben werden, um für deren Zockerei zu bezahlen.
Viel Beifall gab es auch für die Feststellung des Kölner DGB-Vorsitzenden, dass die ErzieherInnen auch im internationalen Vergleich unterbezahlt sind. Weniger gut fanden viele KollegInnen die Bemerkung des DGB-Vorsitzenden am Schluss seiner Rede, dass die vereinbarten 5,2 Prozent Lohnerhöhung in der Stahlindustrie eine Richtmarke sein könnten. Das sei zu wenig, schließlich habe man mehrere Jahre Lohnverzicht hinter sich. Dieser Warnstreik kann nur der Anfang des Kampfs sein, war die einhellige Meinung.
Wie man den Streik ausweiten könnte, wusste eine Kollegin, die auch den Streik 1992 erlebt hatte, allerdings aus einer anderen Perspektive. Damals war sie Sekretärin beim Arbeitgeberverband in Frankfurt. Als dann die Flughafenfeuerwehr streikte, konnte sie sehen, wie die Herrschaften aus der Chefetage morgens ratlos und ziemlich sauer vor ihren Limousinen standen, die sie eigentlich zum Flughafen bringen sollten. Ohne Feuerwehr durfte aber kein Flugzeug starten.